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Ich bin dann mal weg
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Obsoleszenzmanagement

Ich bin dann mal weg

Abgekündigte Bauteile verursachen in Unternehmen zu viele Probleme – mit steigender Tendenz. Lösen lassen sich die Probleme nur durch einen ganzheitlichen Ansatz, meinen Björn Bartels, Managing Director, und Martin Sprickmann Kerkerinck, Junior Consultant der AMSYS GmbH.

Wie groß ist die Bedeutung von Obsoleszenz in der Elektronikbranche?

Bartels: Groß - und sie wird zu oft unterschätzt. Die aus abgekündigten Bauteilen resultierenden Probleme und Mehrkosten sind in allen Unternehmen bekannt und nicht neu. In der Elektronikbranche – verursacht durch den stetigen Fortschritt und immer kürzere Innovationszyklen – haben in den letzten Jahre verschiedene Effekte wie Beschleuniger gewirkt: Dazu zählen die kontinuierliche Zunahme an Elektronik in Anlagen – ausgelöst durch Trends wie IoT, Industrie 4.0, steigende Softwareintegration etc. – sowie immer komplexere Supply Chains.

Reagieren die Unternehmen angemessen auf diese Entwicklung?

Bartels: Einige schon, aber alle Unternehmen, bei denen Obsoleszenzmanagement noch kein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist, gehen wachsende und unkalkulierbare Risiken ein und produzieren unnötige Kosten.

Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen in der Praxis?

Sprickmann Kerkerinck: Das ist sehr unterschiedlich und hängt vom Grad des eingesetzten Obsoleszenzmanagements ab. Sind Vorlaufzeiten, die ein Hersteller zur Bearbeitung einer Abkündigung (PDN) und Erarbeitung von Lösungsstrategien seinen Kunden einräumt, sowie Inhalte einer PDN vertraglich definiert, ergeben sich i.d.R. keine ungeplanten Schwierigkeiten. Erfahrungsgemäß trifft dies jedoch nicht zu. Untersuchungen zeigen, dass mehr als 40% der obsolet gewordenen Komponenten ohne Mitteilung abgekündigt wurden. Darüber hinaus existiert keine einheitliche Form der Kommunikation von Abkündigungen, womit eine automatisierte Bearbeitung nicht möglich ist. Unternehmen stehen deshalb oft vor dem Problem, eingehende PDNs zu erfassen, zu priorisieren und Lösungsstrategien zu definieren.

Wie geht man da vor?

Sprickmann Kerkerinck: Hier gibt es verschiedene Ansätze. Zur Verbesserung der Kommunikation entlang der Supply Chain haben sich Lösungen bewährt, die auf dem vom VDMA Anfang 2018 herausgegebenen Einheitsblatt 24903 basieren. Hier wurde ein Standard zum Obsoleszenzmanagement-Informationsaustausch geschaffen, der Inhalt, Fristen und Format einer PDN regelt. Darauf aufbauend entwickelten wir zum Beispiel den kostenlosen PCN-Generator, mit dem Änderungs- und Abkündigungsmitteilungen in einem standardisierten, maschinenlesbaren Format erstellt, bearbeitet und verschickt werden können.

Wenn das Obsoleszenzmanagement Bestandteil der Unternehmensstrategie werden soll, sind sicherlich noch andere Maßnahmen notwendig...

Bartels: ... klar, das Thema muss in die richtigen Köpfe. Deshalb haben wir ein ganzheitliches Konzept entwickelt. Zum einen vermitteln wir durch Schulungen und Seminare das Know-how, damit Unternehmen die geplanten Lebenszykluskosten von Industriegütern im definierten Rahmen halten können. Zum anderen bieten wir Tools wie den Life-Cycle- Management (LCM)-Client und Beratungen zur effektiven Erarbeitung von Strategien im Obsoleszenz- (OM), Change- (CM) und Risikomanagement (RM) nach unternehmensinternen Prozessen an.

Ganzheitliches Konzept zum effektiven Obsoleszenzmanagement (Bild: AMSYS GmbH)
Ganzheitliches Konzept zum effektiven Obsoleszenzmanagement (Bild: AMSYS GmbH)

Das klingt nach Change und Komplexität...

Bartels: ... richtig, viele Unternehmen müssen umdenken und sich den Herausforderungen auf allen Ebenen stellen. Da das Ersetzen von Elektronik in zunehmend komplexer werdenden Systemen immer aufwändiger und die Häufigkeit von Abkündigungen weiter zunehmen wird, müssen die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Es ist essenziell, dass in Unternehmen ein Bewusstsein für die Tragweite der Problematik entsteht und Obsoleszenz nicht mehr nur als Thema von Entwicklung und Einkauf, sondern auch der Geschäftsführung gesehen wird. Schlüssel zum Erfolg ist dabei – das hat die Praxis immer wieder gezeigt – ein strategischer Ansatz, inkl. des Erstellens und Umsetzens von Obsoleszenzmanagement-Plänen in Verbindung mit automatisierter Software.

„Obsoleszenzmanagement betrifft das ganze Unternehmen und nicht nur Entwicklung und Einkauf.“

Björn Bartels

„40 % der obsolet gewordenen Komponenten wurden ohne Mitteilung abgekündigt – die Untersuchungen verdeutlichen das Ausmaß der Problematik.“

Martin Sprickmann Kerkerinck

Weiterführende Links

AMSYS GmbH

 

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